Die Figuren in Andreas Herrmanns Kurzgeschichten sind Erwachende. Sie erwachen mitten in der Routiniertheit ihres Alltags, wundern sich übers eigene Funktionieren angesichts der lähmenden Normen ihres Daseins. Der Ehemann, der Nachbar, der Geliebte - sie "gleiten sich selbst verlierend aus der Hand" bis zum Moment der Erkenntnis, die sie würgt und um Luft ringen lässt wie gestrandete Fische. Angeebbt im Ungewissen, im Ungefähren - in der Unsicherheit des Neuen, weil das Alte nicht mehr trägt. Mit seinem unbestechlichen Blick fürs Wesentliche und für Menschen mit Nettogewicht malt Andreas Herrmann die Szenen aus und beleuchtet sie bis in die Ritzen: Lesen!
Barbara D.
Die Lesung war wirklich schön! Wer die Kurzgeschichten von Andreas Herrmann live vom Autor gelesen erleben darf hat den doppelten Genuss, denn sie werden von ihm sehr einfühlsam vorgetragen. Mit eindringlicher Stimme und einem lässigen Nachschlag á la Marlowe atmen alle von Herrmanns Erzählungen auch ein bisschen Raymond-Chandler-Atmosphäre. Der Autor als empathischer Detektiv der menschlichen Abgründe, die leicht melancholische Grundstimmung, die satirischen Skizzen und "Szenen einer Ehe " in seinen Erzählungen. Dieses leise Scheitern, diese paradoxen sozialen Determinationen, denen man ausgesetzt ist, das beschreibt Andreas Herrmann alles sehr treffend und bringt auch unsere allgegenwärtige Sprachlosigkeit im Miteinander auf den Punkt. Auf jeden Fall berühren seine Geschichten und bringen einen ins Grübeln. Viele autobiographisch wirkende Sequenzen, viele gleichnishafte Szenerien aber auch viele subtile erotische Anklänge gibt es in Herrmanns Geschichten und die sind auch sehr bewegend: angenehm, manchmal auch unangenehm, manchmal sehr intim-auf jeden Fall authentisch und sehr schön ausgedacht. Die geistreichen Kurzgeschichten, die oft auch den Charakter von Fabeln haben, Fabeln über Mann und Frau mit menschlichen Eigenschaften, fallen angenehm auf im Wust der kommerziellen, kalkulierten Massenproduktion. Da schreibt einer, der in seinen Geschichten Philosophie, Psychologie und Spiritualität als Errungenschaften des Homo sociologicus in bewegenden Menschengeschichten Gestalt werden lässt.
Johanna V.
Es sind Geschichten voller leidenschaftlicher Suche nach Leben - manchmal humorvoll, manchmal zynisch, oft verzweifelt. Es geht um Menschen, die sich nicht genügen können. Menschen, die am Ersatz für das wahre Leben scheitern, denen Nikotin, Alkohol, Sex und Rausch die vage Hoffnung auf Erfüllung versprechen. Liebe? Gibt es die? Die Sehnsucht nach Liebe wird in jeder dieser Geschichten schmerzlich spürbar. Und manchmal, unverhofft, mag auch eine Facette dieses unergründlichen Gefühls durchschimmern...je nach LeserIn. Es sind dichte Kurzgeschichten, die man alle schnell nacheinander liest, in dem Wunsch, das Scheitern der Gefühle in der nächsten etwas leichter zu ertragen.
Brigitta B.
Zufällig auf dieses Buch gestoßen. Die Rezensionen machten neugierig. Und tatsächlich: da schreibt jemand über das Leben, die Liebe, die Sehnsucht bis hin zur Melancholie. Nostalgisch und immer etwas eigen-artige Elemente bestimmen Sprache und Inhalte der Kurzgeschichten, zum Glück immer auch humorvoll. Der Autor beobachtet oder teilt Lebenswelten. Andere und wohl auch seine. Beeindruckend, nachdenklich, und immer herausfordernd.
Klaus S.
Berührende und fesselnde Momentaufnahmen...
Eigentlich wollte ich an einem kalten Wintertag ein wenig in "Sandfisch" schmökern, doch ich konnte die Kurzgeschichten nicht mehr aus der Hand legen: mit einem klaren Blick auf die so menschlichen Eigenarten, das "ich"-bezogen sein und das Unvermögen, das Gegenüber wirklich zu erkennen, erzählt Andreas Herrmann eindringlich über die vielfältigen Variationen des "Nicht-Erkennens" des Gegenübers und der aneinander vorbeigehenden Kommunikation. Die einzelnen Charaktere haben mich tief berührt. Am liebsten würde man selbst eingreifen und manche "schütteln" und ihnen sagen: "Habe doch den Mut und sieh hin" oder aber "fang einfach an und trau Dich, lebendig zu sein" bis zu "lebe und handle, denn es gibt nichts zu verlieren, außer gar nicht zu beginnen". Diese wertvollen Geschichten machen aufmerksam und weckten in mir den Wunsch, noch mehr auf das zu achten, was mein Gegenüber bewegt. Unbedingt empfehlenswert!
Petra K.
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